Hargrave (Bauplan)

Aus DraWi
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Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 2a
Abbildung 3

Da Walter Diem Ihnen auf den Seiten 56 und 57 so mach interessantes Detail zu dem berühmten Pionier der Kastendrachenbauer nahe bringt, darf die passende Bauanleitung natürlich nicht fehlen.


Der Hargrave-Kastendrachen ist relativ einfach zu bauen. Fast alle Nähte verlaufen gerade, und die Verbindungstechnik hält sich in Grenzen. Es gibt keine großen Probleme mit der Schablonenherstellung, wenn man nicht sowieso die Maße direkt auf das Tuch überträgt, so daß dieser Klassiker durchaus für Anfänger geeignet ist. Allenfalls bei der Reihenfolge der Bauschritte ist ein bißchen Überlegung erforderlich, die wir Ihnen aber mit unserer Anleitung abgenommen haben.

Zum Erfolgreichen Probeflug bzw. zur Trimmung sollten Sie jedoch einen etwas erfahrenen Piloten mit auf die Wiese nehmen, denn Hargraves Kastendrachen kann höllische Zugkräfte entwickeln. Prinzipiell ist der Hargrave-Kastendrachen ein Kandidat für frische Winde. Dank moderner CFK-Rohre kann ma ihn jedoch - wie in unserem Vorschlag - auch so leicht bauen, daß der Flugspaß schon ab Windgeschwindigkeiten von ca. 12 km/h losgehen kann.

Die von uns vorgeschlagene Baugröße ist das Maximum, was auch von weniger kräftigen Piloten einigermaßen sicher bewältigt werden kann. Wird der Kasten größer gebaut, sollte man sich darauf einstellen, ihn ohne zusätzliche Hilfe bei Wind jenseits von ca. 35 km/h nur schwer bergen zu können.

Wie immer gilt auch bei dieser Anleitung: Erst ganz durchlesen, bevor zur Schere gegriffen wird. Die nachfolgenden Schritte beschreiben die Herstellung der Obersegels. Die Bauschritte für das Untersegel sind identisch.

  1. Stellen Sie acht Segelsegmente 460mm breit und zwei Segelsegmente 560mm breit gemäß Abbildung1 her. Die 460 und 560mm langen Seiten einfach säumen. Die 500mm langen Seiten bekommen keinen Saum (Heißschnitt bei guter Belüftung), weil dieser bei später folgenden Näharbeiten zu dick auftragen würde. Die Maße verstehen sich ohne Saumzugabe.
  2. Verstärken Sie die 500mm langen Seiten mit einem 30mm breiten Streifen Dacron bzw. einem solchen aus Spinacker (Leichtwindversion). Da die Streifen später knappkantig genäht werden (Taschenbildung), sollten die Streifen jetzt mit einer Nacht befestigt werden, die in der Mitte der Streifen verläuft (Abbildung1 und Abbildung 2), um einen Perforationseffekt zu vermeiden.
  3. Zum besseren Verständnis der nachfolgenden Bauschritte nummerieren wir die einzelnen Segelsegmente. Die beiden 560'iger sind 1 und 6, die 460'iger 2 bis 5 und 7 bis 10. In die beiden 560'iger Segmente wird unten auf jeder Seite eine 5mm Metallöse eingeschlagen (Abbildung 1). Die Segmente 2,4,8 und 10 bekommen unten links eine Öse, die Segmente 3,5,7 und 9 unten rechts.
  4. Die Zellen des Drachens entstehen, indem die Segelsegmente so miteinander vernäht werden, daß immer jeweils zwei der 30mm breiten Streifen übereinander liegen und so eine Tasche bilden. Die Enden der Taschen sollen mit Schlaufen ausgestattet werden, die später das mit Splittkappen versehene Gestänge aufnehmen. Erst die Segmente verbinden, und dann die Schlaufen aufnähen funktioniert nicht, weil man so die Taschen zunähen würde.
  5. Stellen die aus dreifach gelegtem Spinacker 20 jeweils 5mm breite und ca. 30mm lange Bändsel her, und verbinden Sie die einzelnen Segmente mit den Bändseln nach dem Schema gemäß Abbildung2 zunächst auf einer Seite, klappen dann die Segmente 2,4,6,8 und 10 um, und verbinden dann die andere Seite.WICHTIG:Die Segmente 3 und 4 sowie 8 und 9 bekommen nur auf einer Seite ein Bändsel, weil durch diese Tasche ja die beiden Längsholme laufen, die Ober- und Unterkasten miteinander verbinden.
  6. Nun können die Segmente miteinander so vernäht werden, daß die Verstärkungsstreifen immer exakt aufeinander liegen (jeweils eine Naht ca. 2mm parallel zu den Streifenrändern). Das fertige Segel entspricht einem Ring. Vergleichen Sie die Schnittskizze mit Schema gemäß Abbildung 3. Die Zuordnung der Segel wird dann leicht ersichtlich.
  7. Dort, wo die Segmente 8 und 9 sowie 3 und 4 zusammenstoßen wird 250mm von der Kante entfernt ein Loch von ca. 20mm Durchmesser heiß geschnitten (Durchbruch für Kreuzverbinder bzw. Schlauch).
  8. Damit ist ein Segel fertig. Wiederholen Sie alle Schritte für das zweite Segel.
  9. Um die Gestängeteile zu verbinden werden acht T-Verbinder bzw. Stand Off Halter (Jaco,Conflex o.ä.) und vier Kreuzverbinder benötigt. Der (starre) Winkel der Kreuzverbinder paßt zwar nicht 100%ig, daß wird aber duch die Flexibilität der Stand-Off-Halter ausgeglichen.
  10. In die Taschen, an denen Segel 2 und 3,4 und 5,7 und 8 sowie 9 und 10 zusammenstoßen, werden ca 500mm lange Segellatten aus 6mm CFK mit Splittkappen bestückt eingeführt und zwischen die Bändsel eingepasst. Wichtig ist, daß das Segel stramm sitzt. Es macht (zunächst) nichts, wenn es so stramm sitzt, daß sich sogar Längsfalten bilden.
  11. In die Ecktaschen werden entsprechend lange Segellatten aus 8,5mm CFK eingesetzt. Vor der endgültigen Montage der vorderen Längsholme die Kreuzverbinder auffädeln und mit den Stoppern so fixieren, daß sie nach beiden Seiten ca. 2mm Spiel haben. Die Stopper sind erforderlich, weil die Kreuzverbinder für 9mm Rohr ausgelegt sind.
  12. Die Kreuzstäbe haben eine theoretische (rechnerische) Länge von 944mm. Die effektive Länge muß durch Versuche ermittelt werden. Ziel ist, daß die Kreuzstäbe die Zellen so stramm aufspannen, daß alles möglichst faltenfrei sitzt.
  13. Korrekturen werden durch die Spannschnüre vorgenommen, die kreuzweise an den Seiten die obere und untere Zelle verbinden. Abschließend werden Ober- und Unterzelle noch mit Sapnnschnur, in die ein Stück Gummischnur eingeknotet ist, parallel zu den Längsholmen verbunden, um zu vermeiden, daß das Segel auf diesen Holmen verrutscht.
  14. Die Waage beim Hargrave ist einfach. Streng genommen, hat er gar keine Waage, denn die Flugschnur wird direkt am oberen Kreuzverbinder befestigt.


Materialliste

  • 2,5 Meter Spinaker
  • 10 Meter Dacronband
  • 2x CFK 8,5mm; 1500mm lang
  • 12x CFK 8,5mm; 1000mm lang
  • 4x CFK 6mm  ; 1000mm lang
  • 20 Splittkappen für 8,5mm
  • 16 Splittkappen für 6mm
  • 4 Kreuzverbinder 9mm
  • 8 Stopper 9mm
  • 8 T-Verbinder 8,5mm
  • 16 Metallösen 5mm
  • ca. 4m Spannschnur 2mm
  • 4 Schnurspanner
  • 500mm Gummischnur 2mm



Text und Bilder dieses Bauplanes stammen von Axel Voss und vermutlich in DraMa 1996-1 veröffentlicht.