Intriga (Bauplan): Unterschied zwischen den Versionen

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==Waage==
==Waage==
b1=296, c1= 138 cm, a= 180 cm, b2= 316, c2= 118 cm, a=180 cm
[[Bild:Intriga6.jpg]]
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Version vom 3. November 2008, 13:55 Uhr

Der Name INTRIGA

Daß die Drächin INTRIGA heißt, hat gute Gründe: Zum einen ist damit natürlich eine höfliche Reminiszenz an den "Trigon" von HQ/Invento erhalten, der letztlich die Idee dazu lieferte. Die "Feminisierung" der Form in das weibliche "Triga" geschah nach Anstimmung mit meiner Frau aus der Überzeugung, endlich mal eine Drächin, und nicht immer bloß männliche Drachen zu bauen. Deshalb ist das Stück in der endgültigen Form auch in Power-Frauen-Tönen gehalten, die natürlich von meiner Frau ausgesucht wurden. Das "In" vorm "Triga" bezieht sich nun gar nicht auf eine frech unterstellte weibliche Leidenschaft, sondern frotzelt mehr der Drachenszene schlechthin, indem dieser Drachen nämlich allen Genauigkeitsbestrebungen zum Trotz wegen der mehr oder weniger unabhängig voneinander auf den Wind reagierenden Segelteile gar nicht exakt symmetrisch gebaut werden kann (und muß). Die Segel ziehen sich (innerhalb gewisser Grenzen) vielmehr genau so in den Wind, wie es gerade am besten ist. Sie dürfte also allein schon deshalb so manche Intrige unter seinen perfekten Kollegen am Drachenhimmel entfachen. Erst recht aber wegen einer anderen Eigenschaft, die ja auch bereits in der ersten Skizze zufällig zutage trat: Man kann sich nämlich bei dieser Drächin darüber streiten, wo oben ist, indem sie tatsächlich in beide Richtung gleich gut (wenn auch unterschiedlich) fliegt.


Entstehungshintergrund

Der Plan zu INTRIGA entstand während einer langweiligen Sitzung, als draußen bei klarstem Sonnenschein ein sanfter Südost blies. Das dadurch provozierte Träumen von Drachen führte zum zwanglosen Herumkritzeln auf einem Blatt Papier. Beim Herumspielen mit auf dem Dreileiner "Trigon" von HQ/Invento basierenden Dreiecksformen kam nach und nach der Plan zu einem etwas ungewöhnlichen Einleiner zustande, der grundlegend auf einem aus drei Streben bestehenden, symmetrischen Dreieckskreuz basiert. Dabei entstehen vier gleichseitige Dreiecke, eins in der Mitte und drei darum herum angeordnet.


Eigentlich würde eine solche Konstruktion wohl schon flugfähig sein, wegen des ungünstigen Verhältnisses zwischen dem durch das Gestänge bedingten Gewicht und der Segelfläche jedoch skizzierte ich zusätzliche "Nebensegel" ein. Im Gegensatz zu den starren "Dreickssegeln" dachte ich mir diese Nebensegel als über Gummis abgespannt. Es gab anfangs keine besondere Logik für diesen Schritt, denn genausogut hätten alle Einzelsegel zu einer gemeinsamen Fläche verbunden werden können, ich fand einfach nur, daß es "schick" aussähe.


Als die Skizze soweit fertig war (und da die Sitzung immer noch ausgesprochen langweilig war), fing ich an zu überlegen, was passieren würde, wenn die obere Spreize wie etwa bei einem Eddy oder Rokkaku nach hinten abgespannt werden würde, was vermutlich ohnehin im Sinne der Stabilisierung ratsam sein würde. Dadurch ergäbe sich offenkundig ein Spalt zwischen dem oberen "Nebensegel" und den darunter liegenden Segeln. Die beiden seitlichen "Nebensegel" hingegen würden hinter die Hauptsegelfläche geraten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie der Wind auf diese Kombination unterschiedlicher Segelflächen wirken und - vor allem - wie die einzelnen Segelflächen auf den Wind reagieren würden.


Die Sitzung erforderte zwischenzeitlich meine Konzentration, und ich vergaß die Skizze. Etwas später nahm ich mir das Blatt wieder vor und setzte meine Überlegungen fort. Irgendetwas stimmte jedoch nicht. Ich bemerkte, daß ich die Skizze versehentlich falsch herum hielt. Ich versuchte, mir erneut vorzustellen, wie der Wind auf eine solche Konstruktion wirken würde. Ich kam auf nichts, was die prinzipielle Flugfähigkeit in Frage stellte. Ich entschloß mich, das Ding einfach zu bauen, um Antworten zu bekommen.


Nach ersten erfolgreichen Versuchen mit einem Prototyp und nach erfolgter Beratschlagung mit meinem Local Dealer kam ich dazu, nicht nur die Nebensegel, sondern auch die Dreieckssegel selbst über Gummis abzuspannen , so daß das Segel an keiner Stelle das Gestänge berühren würde. So sollte der Drachen ursprünglich "7in1" heißen (wobei man sich aussuchen kann, ob das "Seven in One" oder "Sieben in Eins" bedeutet), weil sieben Einzelsegel die Segelfläche bilden.


Erklärung

Die Drächin ist relativ leicht zu bauen. Es ist beim hier gewählten Segeldesign nur eine einzige Schablone nötig, die aus einem gleichschenkligen Dreieck mit einer Kantenlänge von 62 cm besteht (Man kann natürlich für die Seitensegel auch eine trapezförmige Schablone verwenden, in diesem Fall entfällt das Zusammennähen der Seitensegel. Es wäre allerdings schade, diese Vereinfachung anzuwenden, denn durch die Verwendung von gleichartigen Dreiecken ergibt sich ein interessantes Design, das - bei entsprechender Abstufung der Farbtöne - auch einen dreidimensionalen Effekt hervorruft.). Die Seitenlänge von 62 cm (2 cm Saumzugabe enthalten) ist auf die Standardstablänge von 2 Metern kalkuliert. Dies hat den Vorteil, daß das (teure) Gestänge nicht zugeschnitten werden muß und etwa auch in anderen Drachen mit ähnlichen Dimensionen verwendet werden kann.

Beim Zusammenbau werden die Gummis der oberen Spreize und an den unteren beiden Eckpunkten gelöst. Dadurch kann die obere Spreize herausgezogen und der Drachen zusammengelegt werden.

Materialbedarf (ohne Schwanz)

  • ca. 3,6 Meter Spinnaker verschiedene Farben, z.B. Polyant 43 g/104 cm breit
  • 3 x 2 Meter 8 mm CFK-Stäbe
  • 6 Splitkappen 8mm
  • ca. 80 cm Dacronband für Eckenverstärkungen, 4 cm breit
  • ca 2 Meter kräftiges Gummiband
  • ca 2 Meter Dacron- oder Saumband, 4 mm
  • mindestens 9 Kabelverbinder (eher mehr)
  • 3 Aluringe Innendurchmesser 25 mm
  • 2 Aluringe 15 mm
  • 1 Schnurspanner
  • Waageschnur, ca. 150 kp

Arbeitsschritte

  1. Schablone anfertigen (gleichseitiges Dreieck mit Kantenlänge 62 cm)
  2. 13 Dreiecke aus dem Segeltuch ausschneiden (siehe Schnittplan)
  3. Für die "Dreieckssegel": 4 der Dreiecke (=Dreieeckssegel) einmal rundum säumen. Ein zweites Mal säumen und dabei die Dacronverstärkungen in den Ecken unter dem Saum festnähen. Möglichst zugleich die Saumbandschlaufen an den Eckenverstärkungen festnähen (über Saum/über Dacron: siehe Skizze). Die Schlaufen sollten ca. 5 mm unter der Segelspitze hervorschauen. Die Öse der Schlaufe sollte etwa 7-8 mm Durchmesser haben (je nach Stärke des verwendeten Gummis). Das Ganze an allen 12 Ecken wiederholen.
  4. Für die "Nebensegel": Je drei der Dreiecke mit einer geschlossenen Kappnaht vernähen. Dabei berührt die Spitze des mittleren Dreiecks den Sockel der beiden äußeren Dreiecke. Es ergibt sich ein Trapez. 3 mal wiederholen.
  5. Die drei Nebensegel einmal rundum säumen, beim zweiten Säumen wie bei den Dreieckssegeln verfahren (Dacron unter Saum, Saumband über Saum). Die Näharbeiten am Segel sind damit abgeschlossen.
  6. Segel auf dem Boden ausbreiten und Gestänge in die Zwischenräume legen, so daß die fertige Form der Drächin erkennbar wird. Die Stäbe bereits durch die großen Aluringe führen, so daß über jedem Schnittpunkt der Stäbe ein Ring sitzt. Wenn alles richtig gemacht wurde, sollten sich jeweils vier Segel an drei Stellen im Mittelteil mit einem Abstand von rund 6 cm zueinander (3 cm zum Gestänge) treffen, während an den sechs Spitzen je zwei Segel aufeinandertreffen.
  7. Zunächst im Mittelteil des Gesamtsegels je ca. 30 cm lange Stücke Gummi durch alle vier Ösen der Segelschlaufen ziehen. Dabei die Aluringe gemäß Abbildung berücksichtigen. Mit Kabelverbindern die Enden der Gummis sichern. Achtung: Die Kabelverbinder noch nicht ganz zusammenziehen, nur eben so stark, daß das Gummi nicht herausrutschen kann.
  8. Dann an den Spitzen (vorher Splitendkappen aufsetzen) je ein ca. 15 cm langes Stück Gummi durch die je zwei Ösen und über die Splitendkappe führen und mit Kabelverbinder sichern. Wenn das letzte Gummi gespannt wird, sollte der Drachen bereits grob seine endgültige Form annehmen.
  9. Den Drachen aufrichten und die einzelnen Gummis so verkürzen, daß alle Segel einigermaßen gleichmäßig zueinander stehen und das Gesamtsegel unter leichter Spannung steht. Erst dann die Kabelverbinder kräftig zusammenziehen (bzw. unmittelbar dahinter das Gummi verknoten und Verbinder entfernen. Beim Spannen des Segels kann es passieren, daß einzelne Gummis durch die noch nicht festgezogenen Kabelverbinder rutschen. In diesem Fall muß ein neuer Kabelverbinder genommen werden, da die Dinger sich bekanntlich nicht mehr öffnen lassen).
  10. Über die obere Querspreize hinter dem Segel eine Spannschnur ziehen, mit Schnurspanner befestigen.
  11. Die Waage wird einfach an den drei Aluringen, in denen sich das Gestänge kreuzt, befestigt. Dadurch liegt die Waage recht tief im Segel, was dazu führt, daß die Drächin auf feinste Waageveränderungen reagiert. Natürlich könnte man die Waage auch weiter außerhalb befestigen, allerdings wird dann die Möglichkeit der Nebensegel, sich unter dem dem Wind auszuformen, gemindert, was die Flugcharakteristik verändert (die Dräching wird dadurch ruhiger, was aber durchaus gewollt sein kann). Es handelt sich um eine Verbundwaage. Die Waage der Querspreize (insgesamt 360 cm lang) wird aus einem Stück hergestellt, in der Mitte (bei 180 cm) wird ein Aluring mit einem Buchtknoten eingehängt. An diesem Aluring wird die zweite Waageschnur (insgesamt 434 cm) befestigt. Die Position des zweiten Aluringes, an dem die Drächinnenleine befestigt wird, befindet sich bei Flug mit der Spitze nach oben auf der Strecke c1 (138cm). Wird der Drachen mit der Spitze nach unten geflogen, muß der Ring nur um ca.20 cm verschoben werden . (c2= ca. 118 cm) bei Flug mit der Spitze nach unten. Die Waagemaße: b1=296, c1= 138 cm, a= 180 cm (Spitze nach oben), b2= 316, c2= 118 cm, a=180 cm (Spitze nach unten). Insbesondere die Maße der Strecke c können sich bauartspezifisch sehr leicht ändern.


Es ist ratsam, die Waage aus kräftiger Schnur anzufertigen, denn je nach Fluglage können beträchtliche Kräfte auf einem einzelnen Waagestrang wirken. Ich verwende 150 kp-Schnüre.



Schnittplan

Intigra im Wind

Segelspitzen

Segelverspannung

Waage

b1=296, c1= 138 cm, a= 180 cm, b2= 316, c2= 118 cm, a=180 cm

Urheber

Der Plan stammt von Lothar Meyer, 30.04.1998