Aeroplandrachen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Einschnitt ist 1 cm breit und reicht bis zur Hälfte des Stabes. Der Einschnitt muß genau in der Mite sein; er dient zur späteren befestigung dieser Rohrstäbe. Zu beiden Seiten des Einschnittes lasse man noch ca. 1 cm Rohr stehen und schneide hierauf die Längshälfte des Stabes ab. Elastizität der Stäbe ist Bedingung.
Ferner sind vier, 35 cm lange, astfreie Fichtenholzstäbchen erforderlich. Sie sind vierkantig und 7 mm stark. Diese Stäbchen mögen abgerundet werden, was eine Gewichtsherabsetzung zur Folge hat. Die Enden müssen aber kantig bleiben.
In das eine Ende jeden Stabes wird ein 3 cm langer Drahtstift vorsichtig 1 cm tief eingeschlagen. Figur 26. Gehe dabei behutsam zu Werke, daß der Stab nicht etwa sich spaltet. Der Drahtstift hat ebenfalls Befestigungszweck.
An das andere Ende wird ein 2½ cm langes, 7 mm breites Lederstreifchen derart angenagelt, daß die eine Hälfte des Streifchens noch frei ist. Figur 27.
Mit dem freien Ende des Lederstreifchens werden die Stäbe an den Rohrstäben befestigt. Daß Lederstreifchen zur Anwendung kommen, hat zum Zwecke, eine gelenkige Verbindung hervorzurufen.
Zuletzt ergibt sich die Notwendigkeit von 2 gleich langen Fichtenholzstäbchen, die diesmal eine Länge von ca. 28 cm haben. Beschaffenheit ist dieselbe wie bei den bereits zur Anwendung gebrachten. Es sind dies wieder Spreizstreben. Was darunter zu verstehen ist und welchen Zweck diese Streben haben, wissen wir noch vom Baue des Aëroplandrachens her. An einem Ende werden, wie bei den damals verwendeten Streben, Rohrstücke beiderseitig aufgeleimt und mit Blumen-
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bindedraht umwickelt. Siehe Figur 16! Das andere Ende hat noch frei zu bleiben, da es vorerst noch genau eingepaßt werden muß. Eine etwaige Abrundung dieser Stäbe kann nur von Vorteil sein. Warum?
Die Stoffläche
Die beiden Rohrstäbe werden mit einer Stoffläche verbunden.
Figur 28 gibt den Umriß und die Größe des zu verwendenden Stoffes. Länge 95 cm, Breite 26 cm. Die punktierte Linie bedeutet die Saumnaht. Aufzeichnen des Umrisses auf den Stoff, Ausschneiden und Einsäumen. Dieser Stoff wird hierauf auf einen Rohrstab - selbstverständlich auf der Flachseite - mit kleinen Stiften in Abständen von 15 cm. Im ganzen werden also der Länge des Stabes entsprechend bloß 7 Stifte eingeschlagen. Damit sich der Stoff nicht etwa durchzureißen vermag, verwendet man kleine Pappendeckelscheibchen als Unterlage. Diese größeren Abstände haben ihren guten Zweck. Beim Fluge nämlich wird diese Stoffläche tüchtig vom Winde bestrichen und der Luftstrom kann durch die infolge der größeren Abstände entstehenden Öffnungen abgleiten, wodurch die Hebung und Bewegung des Fliegers gefördert wird.
Alsdann nehmet die vier gleichen Holzstäbchen zur Hand, setzet die mit Lederstreifchen versehenen Enden auf die Flachseite des Rohrstabes, so, daß der Rohrstab mit dem Holzstäbchen einen rechten Winkel bildet und vom Ende des Stoffes 2 cm entfernt ist. Figur 29. Das freie Lederstück wird mit kleinen Stiften einfach auf den Rohrstab genagelt, das Holzstäbchen ist auf diese Weise gelenkig mit dem Rohr-
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Version vom 16. März 2009, 01:48 Uhr

Bevor der Bauplan des Aeroplandrachens neu layoutet wird, sollten die einzelnen Seiten übertragen und dann Korrektur gelesen werden.

Seiten die Korrektur gelesen wurden, können entfernt werden.

Ebenso muss der Modellbogen nachgezeichnet werden und als Datei zur Verfügung stehen.


Reprint

Transskription

Titelblatt

Spiel und Arbeit

Wackere Knaben fertigen ihr Spielzeug selber an.

Allerhand anziehende Beschäftigung für die Jugend.

Herausgegeben von Otto Robert.

48

Aeroplandrachen

Anleitung zur Herstellung von Stoffdrachen in Aeroplanform.

Von R. Jacubek und Th. Tauber.

Mit 1 Detailbogen

Seite 1

Aëroplandrachen.

Ausführliche Anleitung zur Herstellung von Aeroplandrachen für grössere Knaben.

Mit einem Modellbogen.

Von

R. Jakubek und Th. Tauber

Der Sammlung "Spiel und Arbeit" 48. Bändchen.

Gesetzlich geschützt :: Nachahmung verboten.

Ravensburg.

Verlag von Otto Maier.

Seite 2

Druck von Otto Bechtle, Eßlingen.

© by Ravensburger Buchverlag 19

Titelblatt Korrektur gelesen:

Seite 3

Inhaltsverzeichnis

Seite
Einleitung 5
Anfertigung der einzelnen Teile 7
Herrichten der Gestellstäbe 7
Stoff für die Tragflächen 8
Befestigung des Stoffes an den Stäben 11
Einführen der Rohrstäbe 13
Herstellung und Einfügung der Spreizstreben 14
Saum- und Befestigungsschnüre 15
Die Fesselung 17
Der Propeller 17
Über das Zusammenlegen 19
Über das Fliegen 20
Das Warum des Fliegens 21
Nachbemerkungen 22
Bau eines Zweidecker-Aëroplandrachens 26
Einleitung 26
Herstellung der Stäbe 26
Die Stoffläche 28
Verbindung der Stoffläche mit dem Flieger 29
Nachbemerkungen 31

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(Inhaltsverzeichnis wird letztlich wohl nicht benötigt werden)

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Einleitung.

Die Zeiten, sagt der Volksmund, sind ganz andere geworden. Und es ist auch so. Wenn unsere Vorfahren aus früheren Jahrhunderten aufstünden - wie würden sie staunen, was würden sie sich deneken, wenn sie die Veränderungen und Fortschritte bemerkten! Sie würden ihren Augen nicht trauen wollen, sähen sie die einschneidenden Umgestaltungen bezüglich des Verkehres. Das Dampfroß durchmißt in rasender Eile endlose Strecken, durch die Straßen saust das töfftende Auto, das leichte Fahrrad trägt den geschäftigen menschen und die siegreiche Elektrizität wird auch in den Dienst des Verkehrs gestellt. Die Flüsse durchziehen flinke Dampfboote und die hochgehenden Wellen des Meeres durchfurchen trotz Sturm und Drang gewaltige Dampfer. Eisenbahn, elektrische Bahn, Auto und Fahrrad sind Mittel zur Beförderung auf der Erde, Boote und Dampfschiffe auf dem Wasser. Nun bleibt noch die Luft übrig. Wie würden sich unsere Vorfahren aber erst wundern, sähen sie, daß auch Mutter Luft dem Verkehr eröffnet ist. Es vergeht fast keine Woche, die nicht neue Fortschritte auf dem Gebiete der Luftschiffahrt (der Aëronautik) brächte. Unterscheidet diesbezüglich Luftballon, Luftschiff und Flugapparat!

Seit den ältesten Zeiten haben sich die Menschen mit dem Gedanken beschäftigt, gleich den Vögeln durch die Lüfte zu segeln. Schon die alten Chinesen sollen angeblich Luftballone hergestellt haben, doch die eigentlichen Erfinder der Ballone sind die Brüder Montgolfier aus Frankreich, deren Ballone mit Warmluft gefüllt waren. Jetzt benützt man zur Füllung Leuchtgas oder Wasserstoff. Wohl sind vile Jahre vergangen, ehe man die Ballone einigermaßen auch für den Verkehr

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brauchbar nennen konnte. Erst die Verwendung von Motoren schuf da Wandel. Ballone, die vermittels Motoren und Propeller (= Schraubenflügel) fortbewegt werden, nennt man Luftschiffe. Es ist euch allen bekannt, daß der Deutsche Graf Zeppelin das erste große lenkbare Luftschiff baute und damit Erfolge errang. Die Luftschiffahrt mittels Flugmaschinen, auch Flugapparate genannt, nennt man Aviatik. Es gibt mehrere Arten von Flugapparaten, die man ebenfalls mit Motoren versehen hat.

Viele von euch haben wohl schon einen Ballon, ein Luftschiff oder einen Flugapparat in den Lüften schweben sehen. Ein herrlicher Anblick! Gar mancher wird da den stillen Wunsch gehabt haben der noch haben: ach, wenn ich doch auch einmal fliegen könnte! Dieser Wunsch jedoch kann euch nicht erfüllt werden. Dafür aber wollen wir uns heute ein schönes, gefahrloses Spielzeug, einen neuen Aëroplandrachen bauen.

Ehe wir mit dem Baue desselben beginnen, muß euch noch einiges mitgeteilt werden. Soll der Bau unseres Aëroplandrachens gelingen, dann müßt ihr die Worte beherzigen, die euch jetzt gesagt werden. Beim Bauen laß dir Zeit! Das Überhasten ist zwecklos. Geradeso wie ein Haus nicht bestehen kann, wenn der Grund nicht ordentlich ausgehoben und fest gemauert ist, so ist es auch hier: ist das Gerüste, der Anfang, nicht fest und sorgfältig gemacht, dann wird auch das folgende nicht klappen. Ihr verliert die Lust zur Weiterarbeit, ihr verliert den Mut, soll immer wieder repariert und ausgebessert werden. Also langsam, langsam! Nach jeder Arbeitszeit müssen die gebrauchten Werkzeuge und dgl. wieder an Ort und Stelle gebracht werden, halte überhaupt jederzeit auf Ordnung:

Ordnung lerne, übe sie
Ordnung spart dir Zeit und Müh'.

Lies auch diese Anleitung zur Herstellung unseres Flugapparates gut durch, überlege alles noch einmal, ehe du mit der Ausführung beginnst. Befolgst du das alles, dann wird's dir auch gelingen und bald wirst du Besitzer eines Aëroplandrachens sein.

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Anfertigung der einzelnen Teile

Herrichten der Gestellstäbe.

Was brauchen wir? Vor allem benötigen wir drei Holzstäbchen (Lättchen). Jedes ist einen Meter lang. Um möglichst Gewicht zu vermeiden, wird dazu völlig astfreies Tannen- oder Fichtenholz verwendet - das Kiefernholz wäre zu schwer. - Am besten ist es, diese Stäbchen vn einem Tischler anfertigen zu lassen. Wer jedoch die nötige Geschicklichkeit und Werkzeuge besitzt, kann diese Holzstäbchen wohl auch selbst herstellen. Sie sind vierkantig. Maße siehe Figur 1.

Für später haben wir zwei Rohrstäbe notwendig. Man kaufe zu diesem Zweck einen nicht unter 2 m 5 cm langen, 10 mm starken Rohrstab, der in 2 Teile zerschnitten wird. Von jedem dieser Teile schnitze man - spalten kann man nämlich solche Rohrstäbe nicht gut - ungefähr die Längshälfte ab. (Figur 2)

Von Wichtigkeit ist, daß diese Rohrstäbchen recht elastisch sind.

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Stoff für die Tragflächen

Hiezur verwenden wir weißes oder überhaupt lichtes, schwaches Baumwollzeug, dessen Ankauf gar wenig Auslagen verursachen wird. Dieser Stoff darf aber nicht gestärkt (appretiert) sein - frage die Mutter, was das heißt! -, ist er gestärkt, so kann durch Auswaschen deselben leicht abgeholfen werden. Bei einer Stoffbreite von 1 m 10 cm ist eine Länge von beiläufig 180 cm notwendig. Papier eignet sich nicht.

Nun beginnt das Zuschneiden des Stoffes. Breite den Stoff auf einer größeren Fläche, am besten am Fußboden aus, nimm Lineal, Bleistift und Maßstab zur Hand und auch den ersten Modellbogen. Zeichne dir die Umrisse von Figur 1 des Modellbogens ganz genau auf den Stoff. Verwende zwecks besserer Sichtbarkeit der Linien, zum Zeichnen einen recht weichen Bleistift. Ist der Umriß auf der Stoffläche gezeichnet, ergreife die Schere und schneide nach dieser Umrißlinie die Fläche heraus. Beim Zeichnen des Umrisses unterlasse nicht, auch die Linien im Innern der Fläche gleich mitzuzeichnen, da dir diese Linien später beim Nähen als Hilfslinien gute Dienste leisten werden. Am Modellbogen sind diese Linien punktiert dargestellt. Selbstverständlich dürfen diese inneren Linien nicht etwa ausgeschnitten werden. Das Ausgeschnittene schaut nun so wie Fig. 3 aus.

Stelle dernach diese Fläche genau so nocheinmal her. Wir werden dann sehen, daß diese zwei Flächen die beiden Flügel des Aeroplandrachens sein werden. Nun weiter! Mit der auf dem Modellbogen dargestellten Fläche, Figur 2, verfahre ebenso. Also: Zeichnen der Umrißlinien am Stoff, Ausschneiden der Stoffläche, Zeichnen der inneren, punktierten Linien, die jedoch nicht ausgeschnitten werden dürfen. Daß du beim Ausschneiden dieser Fläche, bezw. Flächen haushälterisch mit dem Stoffe

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umgehen mußt, darf wohl nicht näher hervorgehoben werden. Die so hergestellte Stoffläche hat folgendes Aussehen:

Diese Fläche benötigen wir nur einmal. Das Gleiche gilt von der auzuschneidenden Fläche, die uns Figur 3 des Modellbogens dartut. Das Verfahren ist dasselbe wie bei den bereits hergestellten Stofflächen.

Diese ausgeschnittenen Stofflächen - im ganzen sind ihrer vier - werden zum Teile auch eingesäumt. Bitte deine Mutter oder Schwester, sie wird dir das Einsäumen gewiß gerne und bestens besorgen. Und zwar werden von den beiden ersten (gleichen) Flächen die Strecke a-b und a-d an den punktierten Linien am Rande der Fläche umgebogen und dann einfach eingesäumt. Bei der Strecke b-c wird ein sogenannter Hohlsaum gelegt. Dieser dient zur späteren Einführung einer Schnur. Von der mit Abbildung 4dargestellten Stoffläche werden die Ränder a-d und b-c, nicht aber a-b und d-c eingesäumt. Die Einsäumung der letzten Stoffläche

(Figur 5) geschieht bei den Rändern, die durch die Strecken a-f, f-e, e-d, b-c bezeichnet sind; die Ränder von a-b und d-c werden nicht eingesäumt. Auf diese letzte Fläche müssen noch

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Stoffhülsen aufgenäht werden. Der Modellbogen (Figur 3 und 4)bietet diese Stoffhülsen in natürlicher Größe dar. Der Stoff hiezu wird zuerst abgeschnitten, umgelegt; zusammengenäht und dann aufegenäht. Diese Hülsen dienen zur späteren Durchführung der Rohrstäbe.

Dann nehme man die mit Figur 4 dargestellte Stoffläche und lege sie so zusammen, daß die punktierten Linien an den Rändern genau aufeinander zu liegen kommen, worauf diese Ränder längs der punktierten Linien zusammengenäht werden (Figur 6). Der

dann vorstehende Stoff wird umgelegt und umgenäht. Bei Figur 6 sind natürlich die Stofflächen als steif gedacht. Lasse dich also nicht beirren, wenn deine Stofflächen Falten machen und in sich zusammenfallen. Das Gleiche gilt auch von der nächsten Figur (7).

Hierauf kommt die letzte Stoffläche dran. Sie wird ebenfalls zuerst zusammengelegt, daß die punktierten Randlinien aufeinanderliegen und darauf dort zusammengenäht. Das Vorstehende wird wieder umgebogen und dann angenäht (Figur 7).

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Weiter! Jetzt werden die beiden Flügelflächen wieder zur Hand genommen. Hierauf schneide aus festem Stoffe ein dreieckiges Fleckchen, wie ein solches mit Figur 8 ersichtlich gemacht worden ist. Wir benötigen vier solcher Dreieckchen. Diese Fleckchen lasse dir an den Ecken der Flügelflächen annähen. Siehe Figuren 8 und 9! Die punktierten Linien bedeuten die Naht.

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Figur 10 zeigt dir die beiden Flügelflächen mit den dreieckigen Täschchen.

Die eine Dreiecksseite bleibt offen, behufs späteren Einspreizens der bereits hergestellten Rohrstäbe. Verwende zu diesen Täschchen festen Stoff, damit die Rohrstäbe diese nicht zu durchbohren vermögen.

Befestigung des Stoffes an den Stäben.

Mit einem von den drei gleich am Beginne des Buches beschriebenen Holzstäben und der zur Hand genommenen Stoffläche (Modellbogen Figur 2) verfahre man folgendermaßen: der Stab wird so in den Stoff geführt, daß dieser an der zusammengenähten Stelle auf den Stab zu liegen kommt und der Stab noch 3 cm vorsteht. Die

beim Zuschneiden der Stofflächen gezeichneten punktierten Linien im Innern der Fläche, die die Stelle der Befestigung der beiden anderen gleichen Holzstäbchen jetzt bezeichnen, müssen außen sein. Nun wird der Stoff mit kleinen Stiften, in Abständen von zirka 5 cm angenagelt. Die beiden anderen Stäbe werden ebenfalls an den bereits


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näher bezeichneten Stellen in den Stoff eingelegt und auf die angegebene Weise befestigt. Siehe Figur 11! Die Stabenden müssen 3 cm vorstehen.

Ebenso verfajre mit der Befestigung des mit Modellbogen Figur 3 gegebenen Stoffes. Die Stoffhülsen müssen außen zu liegen kommen. Es wird sich auch ergeben, daß ein Stab - er bildet die Spitze des dreieckigen Kastens - um ca. 18 cm vorsteht, also weiter wie die beiden anderen Holzstäbchen. Siehe Figur 12. Daß ein Stab länger vorstehen muß, ist ja leicht einzusehen.

So, nun kommen die Flügel an die Reihe. Wir ergreifen eine von den beiden Flügelstofflächen und befestigen diese eine Fläche an der Seitenfläche des Holzstäbchens. Siehe Abbildung!

Beachte, daß unser Bild (13) das soweit Hergestellte von oben aus gesehen dartut. Wie aus der Abbildung ersichtlich, sind die dreieckigen Taschenfleckchen auf derselben Seite wie die Hülsen der vorderen Stoffläche.

Verfahre mit der Befestigung des anderen Flügels ebenso!

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Einführen der Rohrstäbe

Die bereits zugerichteten, vorne etwas abgerundeten Rohrstäbe werden durch die auf der vorderen Stoffläche aufgenähten Stoffhülsen geführt; die einen Enden nehmen die kleinen dreieckigen Taschenfleckchen, die sich an den Flügeln befinden, auf. Ist der Rohrstab eingeführt, spannt auch der eine Flügel. Alsdann wird der andere Flügel gespannt und die anderen Enden der Rohrstäbe in die dort angebrachten Taschenfleckchen gesteckt. Ein etwa zu langer Rohrstab wird entsprechend gekürzt und dann an den Enden etwas abgerundet, damit der Rohrstab den Stoff nicht durchbohre. Nachdem das Einspreizen geschehen, müssen beide Flügel spannen.

Um dem Ganzen einen festeren Halt zu geben, binden wir die Rohrstäbchen bei den Hülsenenden an die Holzstäbchen. Zu diesem Zwecke führt man um das Holzstäbchen eine Schnur, bindet sie selbst am Stäbchen fest und umbindet dann mit dieser Schnur fest das Rohrstäbchen. Mache eine Schleife, die du dann wieder leicht aufziehen kannst. Figur 14.

Solche Schnüre werden an allen vier Hülsenenden angebracht. Der Stoff wird dabei durchstochen.

Die Länge der Schnur an den Enden der vorderen Hülse braucht nur wenige cm betragen, jedoch soviel, daß leicht eine Schleife ge-

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macht werden kann. Von den an den Enden der hinteren Hülsen angebrachten Schnüren bleibt ein Teil kurz, der andere muß eine Länge von mindestens 47 cm erhalten. Vorstehende Figur 15 zeigt dir das. Warum diese Schnüre länger sein müssen, werdet ihr später erfahren.

Herstellung und Einfügung der Spreizstreben.

Spreizstreben sind Holzstäbchen, deren Aufgabe es ist, den Stoff zu spannen, wodurch dem Ganzen eine bestimmte Form gegeben wird.

Für die Spreizstreben brauchen wir dieselben Holzstäbchen (Lättchen) wie wir solche zu den Gestellstäbchen verwendet haben. Am Beginne des Buches sind diese Holzstäbchen näher beschrieben. Siehe Näheres also dort! Notwendig sind vier längere und zwei kürzere Spreizstreben. Die längeren haben eine Länge von 35 cm, die kürzeren eine solche von 23 cm.

An einem Ende eines jeden Stäbchens, ob kurz oder lang, werden, wie dir die Figur 16 in natürlicher Größe angibt, kleine Stückchen - vorzüglich eignet sich der größeren Haltbarkeit wegen gespaltenes Rohr - aufgeleimt und mit Blumenbindedraht fest umwickelt.

Wir legen das soweit Gediehene vor uns hin und spreizen an der mit a b bezeichneten Stelle der Holzstäbchen die kurze Spreizstrebe ein. Wo die beiden vorstehenden Holzstückchen einzusetzen haben, das ersiehst du an der Abbildung. Das Spreizstäbchen wird nicht hineinpassen, es wird etwas zu lang sein. Deshalb schneide

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man von diesem Spreizstäbchen entsprechend ab und füge es ein. Nun muß der Stoff straff spannen. Nachdem das Spreizstäbchen zweckentsprechend abgeschnitten worden war, ist jetzt unsere weitere Aufgabe, das andere Ende ebenfalls mit Rohrstückchen zu versehen und es dann endgültig einzuspreizen. (Modellbogen, Figur 5)

Das zweite kurze Spreizstäbchen wird ebenso auf die angegebene Art und Weise eingefügt und zwar auf der Innenseite, den ersten, äußeren Querrohrstäbchen gegenüber, nicht aber dort, wo die Öffnung beginnt (c d).

Die dann zur Hand genommenen längeren Spreizstreben werden auf die angegebene Art eingefügt. Figur 17. Es erscheint dadurch ein straffer, dreieckiger Kasten. Die etwa zu langen Stäbchen werden abgeschnitten und mit Rohrstückchen versehen.

Saum und Befestigungsschnüre

Die Saumschnur wird, wie schon ihr name andeutet, durch einen Saum (Hohlsaum) gezogen. An den Flügeln muß nämlich noch - der Straffheit des Stoffes halber - eine Schnur eingezogen werden. Bei a, Figur 18, wird der Stoff durchstochen, dort eine Schnur angebunden, diese durch den Hohlsaum gezogen. Nachdem dieselbe

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durch Anziehen tüchtig gespannt ist, wird sie hierauf bei b an dem Holzstäbchen festgemacht. Das Gesagte hat auch für die andere Saumschnur am zweiten Flügel zu gelten. (Siehe auch Modellbogen, Figur 6.)

Am Schlusse des Abschnittes "Einführen der Rohrstäbe" wurde gesagt, daß je ein Teil der am Ende der Hülsen angbrachten Schnüre eine Länge von 47 cm haben muß, während der ander Teil nur wenige cm lang zu sein braucht. Daß ein Teil dieser Befestigungsschnüre diese angegebene Länge besitzen muß, hat seinen guten Grund.

Um die Widerstandskraft des vorderen Kastens, der am meisten dem Anpralle des Windes ausgesetzt ist, zu erhöhen, benützen wir diese längeren Schnüre zur Befestigung des Kastens - daher ihr Name. Zu diesem Zwecke zieht man die beiden schnüre längs der inneren Wandseiten des Kastens und bindet sie hierauf mit einem Knoten und einer Schleife an einem gemeinsamen Punkte an das untere Holzstäbchen. Siehe Figur 19!

Der sichtbare Teil der Befestigungsschnur ist ganz ausgezogen, der unsichtbare punktiert. Eine straffe Spannung der Schnüre ist Grundbedingung des Erfolges.

Der Bau unseres Aëroplandrachens geht mit schnellem Schritte seinem Ende zu. Nur noch weniges und unser Flieger ist flugfähig.

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Die Fesselung

Das obige Bild (Fgur 20) zeigt dir, an welchen Stellen die Fesselung anzubringen ist. Bei a wird eine schwache, gute Hanfschnur einfach angebunden, bei b ebenso, wobei jedoch auf eine richtige Länge genauest zu achten ist. Die Maße ersiehst du aus der bezeichneten Figur. Bei c wird dann die schnur zur Führung des Fliegers festgemacht, in der Weise, daß ein Verschieben ausgeschlossen ist. Die genaue Einhaltung der Maße sei dir nochmals ans Herz gelegt.

Sehr zu empfehlen ist als Führschnur eine gute Hanfschnur. Um jedwedes entbehrliche ewicht zu vermeiden, ist es geraten, nur eine leichte Schnur auszuwählen und zu verwenden.

Der Propeller

Die deutsche Bezeichnung für Propeller heißt Schraubenflügel. Unser Propeller, dem durchaus nicht die Arbeit eines richtigen Propellers zukommt, ist nur ein Scheinpropeller. Daraus folgt, daß unser Flieger genau so auch ohne Propeller fliegen würde. Es sei jedoch gesagt, daß ein Propeller, wie wir einen solchen uns bauen wollen, ohne Zweifel das Ganze mit vervollständigen hilft. Wenn der Aëroplandrachen, mit einem ausgerüstet, in den Lüften schwebt, wobei der Propeller, durch den Wind getrieben, unaufhörlich kreist, so täuscht uns dieses Kreisen gleichsam die treibende Kraft vor d. h. wir glauben,

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derselbe hätte dieselbe Aufgabe, die ihm bei den wirklichen Flugmaschinen zukommt.

Doch jetzt ans Bauen! Zum Baue des Propellers brauchen wir eine Korkscheibe, die eine breite von 1½ cm und einen Durchmesser von 5 cm Länge besitzen muß. Die Mitte der Korkscheibe wird behufs Durchführung eines Gänsekiels durchbohrt.

Weiteres schnitzen wir sechs gleiche Holzstückchen, deren jedes eine Länge von 12 cm hat. An diese Holzstückchen klebe man steifes, starkes Papier - am besten Zeichenpapier. Die Form dieser aufzuklebenden Papierstücke zeichne vom Modellbogen, Figur 7, ab. Auf diesem Modellbogen sind alle Teile der Schraubenflügel in natürlicher Größe dargestellt. Farbiges Papier kann unter Umständen sehr schön wirken.

Nachdem diese 6 Papierstücke angeklebt sind, teilen wir den Umfang der Korkscheibe in genau sechs gleiche Teile; an den Teilpunkten werden in der Mitte Löcher in den Kork gestochen. Der Abstand zwischen je zwei Löchern muss dem Halbmesser gleich sein, ist die Einteilung richtig vor sich gegangen. In diese Löcher in der Korkscheibe werden nun die Holzstückchen mit den darauf geklebten Papierstückchen gesteckt, derart, daß die Papierflächen mit der Korkscheibenfläche nicht in eine Ebene zu liegen kommen, sondern schräg zur Luftströmung gestellt sein müssen, damit der Luftstrom abgleiten kann, wodurch das Drehen der Schraubenflügel zu stande kommt. Siehe Seite 24, Bild A.

Ist alles gelungen, so wird an die Befestigung des Propellers geschritten. Das Ende des länger vorstehenden Holzstäbchens umwickle man mit Blumenbindedraht, der Gänsekiel wird durch die durch-

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bohrte Mitte der Korkscheibe gesteckt, ein passender schwacher Drahtstift durch den Kiel geschoben, der Drahtstift behutsam in das Stäbchen geschlagen - und der Propeller sitzt. Siehe Figur 21! Das Holzstäbchen wurde deshalb umwickelt, um ein Zerspringen des Holzes hintan zu halten.

Es empfiehlt sich, gleich mehrere Holzstückchen vorrätig zur machen und mit Papier zu bekleben, aus dem Grunde, daß, wenn ein solches verloren geht oder bricht, gleich Ersatz zur Hand ist.

Über das Zusammenlegen

Unser Flieger ist, wie ihr ja bereits ersehen haben werdet, zusammenlegbar. Ehe wir mit dem Flieger aufs "Flugfeld" marschieren, werden wir ihn nochmals genau überprüfen und dann zusammenlegen. Die aus der Zusammenlegbarkeit unseres Aëroplandrachens hervorgehenden Vorteilen sind wohl einleuchtend und bedürfen mithin nicht ausgeführt zu werden. Der Gang des Zerlegens selbst ist kurz der folgende: Ausziehen des Nagels, der die Achse des Propellers bildet, aus dem Holzstäbchen, Loslassen der Verbindungsschnur, die schief durch den vorderen dreieckigen Kasten geht, Herausnahme der vorderen Spreizstreben, Ausspreizen der hinteren Streben, Entnahme der Querspreizstreben, Loslassen der Bindeschnüre bei den Rohrstäbchen, Ausziehen der Rohrstäbe. Damit beim Wiederzusammensetzen des Fliegers die Streben nicht verwechselt werden, bezeichnen wir uns diese z. B. mit farbigen Punkten oder Strichen. Der Propeller wird ebenfalls zerlegt; dies geschieht durch Ausziehen der sechs Holzstückchen aus der Korkscheibe. Alle Propellerteile werden dann am besten in eine Düte gegeben, falls nicht ein besonderes Täschchen hergestellt werden will.

Die Streben und Rohrstäbe lege man auf den Stoff und rolle das Ganze einfach zusammen.

Damit kein Teil des Fliegers verloren gehen kann, damit nichts beschädigt wird und um ein bequemes Tragen zu ermöglichen, verfertigen wir uns eine Schutztasche. Als Stoff zu dieser Tasche verwende man wieder Baumwollzeug oder auch Leinwand. Die Herstellung ist ja gar nicht schwer. Der zu verwendende Stoff wird ausgebreitet, in der Mitte zusammengelegt und dann einfach zusammenge-

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näht. Figur 22. Die Länge der Tasche beträgt 1 m 10 cm, die Breite 12 - 14 cm. Zum Schließen der Tasche ist ein Deckel anzubringen, der mittels eines Knopfes angeknöpft wird. Zur Aufbewahrung der Propellerteile eigent sich ein kleines Täschchen, das auf die große Tasche genäht wird. Länge 25 cm, Breite 10 cm.

Die Schutztasche kann man wohl auch mit einem Riemen oder einem Stoffbande versehen. Grund? Leichtes, bequemes Tragen.

Über das Fliegen

Ein alter Spruch sagt: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Bei uns soll es ebenso heißen. Unser Flieger hat gar viel Arbeit gekostet, doch am Ende der Arbeit vergißt man alles gern, sieht man auch einen Erfolg. Und der wird nicht ausbleiben, hast du alles gut befolgt. Die Arbeit wäre also geschehen, nun soll das Vergnügen an die Reihe kommen.

Unser Aëroplandrachen, der wohl verwahrt und zergliedert in der Schutztasche schläft, wird bald aus seinem Schlafe geweckt werden, denn jetzt wandern wir hinaus ins Freie mit ihm. Unter den vielen Gedanken, die euch bei dieser ersten Wanderung mit dem Flieger im Kopfe spuken werden, ist wohl die herrschende: wird er denn fliegen?! Nur noch eine kleine Weile und gleich werdet ihr Gewissheit haben.

Im Freien angekommen, werden die Teile des Fliegers der Tasche entnommen und der Flieger sorgfältig wieder zusammengestellt. Daß Wiederzusammenstellen verlaufe in der folgenden Weise: Einführen der Rohrstäbe, Anbinden derselben, Einspreizen der kurzen Streben, Einspreizen der langen Streben, Festbinden der Verbindungsschnur im vorderen Dreieckkskasten, Zusammenstellung des Schraubenflügels und Anbringen desselben an das länger vorstehende Holzstäbchen - der Flieger ist zum Fluge fertig. Vorerst heißt es jetzt, die Windrichtung zu bestimmen. Dies geschieht am besten mit einem hochge-

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haltenen Taschentuche. Der entsprechend ausgestellte oder in der Hand gehaltene Flieger harrt nun seiner Aufgabe ... ein Windstoß und er steigt in die luftigen Höhen ... hei, welche Lust!

Es ist selbstredend, daß bei einem Abflauen des Windes die Führschnur rasch angezogen, und beim Steigen des Fliegers dieselbe flink losgelassen werden muß.

Glück ab.

Das Warum des Fliegens

Nun wollen wir auch einige Betrachtungen darüber anstellen, warum eigentlich unser Aëroplandrache fliegt. Da ist es aber notwendig, vorerst einiges über das Schwimmen zu erwähnen. Das Wasser kann die Körper ganz oder bloß teilweise tragen. Ein Körper schwimmt bekanntlich, wenn dessen Gewicht kleiner ist als das Gewicht der gleichgroßen Flüssigkeitsmenge. Es gibt Körper, die allein nicht schwimmen, die jedoch, wenn sie mit einem anderen Körper in Verbindung gebracht werden, doch schwimmen. Als Beispiel seien Kahn und Schiff hervorgehoben.

Werfen wir z. B. ein Brett ins Wasser und drücken dieses Brett nach unten, so verspüren wir einen Widerstand des Wassers. Diesen Widerstand nennt man Auftrieb.

Ähnlich ist es in der Luft. Auch hier wirkt der Luftwiderstand, der Auftrieb. Es ist dies der Widerstand, den ein Körper erfährt, wenn er sich in der Luft bewegt. Ein Körper fliegt in der Luft, wenn sein Gewicht kleiner ist als das der gleich großen Luftmasse. Es leuchtet ein, daß ein Luftballon, der z. B. mit Wasserstoffgas gefüllt ist, recht leicht fliegen kann, da das Wasserstoffgas 14mal leichter als die Luft ist. Doch muß dabei auch das Gewicht der Bestandteile des Ballons in Betracht gezogen werden. Ein Kubikdezimeter atmosphärischer Luft hat bei 76 cm Barometerstand ein Gewicht von ca 1,3 g.

Ein Papierstück fällt, bei ruhiger Luft losgelassen, zur Erde. Ein Holzspan, eine eder ebenso. Warum? Läßt man jedoch dieselben Gegenstände bei Wind oder Sturm fallen, was geschieht da? Daraus kann ersehen werden, daß der Wind eine bedeutend größere Kraft, einen bedeutend größeren Widerstand abgibt wie die ruhige Luft.

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Diese größere Kraft wird zum Drachensteigen und -fliegen ausgenützt. Der Luftwiderstand ist es, der unseren Flieger hebt und trägt. Die Angriffsflächen der bewegten Luft sind die Stofflächen, die aus diesem Grunde eine entsprechende Lage haben. Die Ursache des Fliegens sind die Stoffläche, die ähnlich den Segeln der Schiffe wirken. Ihre Stellung, ihr Bau ist also von großer Bedeutung.

Beim Fluge strömt die Luft in erster Linie gegen die beiden Flügel, wodurch diese Flächen etwas zurückgebogen werden (Bedeutung der elastischen Rohrstäbchen!); dadurch wird wieder der Flieger vorne etwas gehoben und so eine schräge Stellung desselben herbeigeführt. Die viereckige Öffnung an der Rückseite des Fliegers spielt ebenfalls eine größere Rolle. Die durch diese Öffnung strömende Luft übt nämlich auf die über dem hinteren Teil der Flügel lastende Luftmasse eine Art Saugwirkung aus, wodurch ein leichteres Heben des Hinterteils ermöglicht wird.

Die Flächen, die mit den beiden Flügelflächen eine Ebene bilden und ein Bestandteil des dreieckigen Kastens sind, helfen mit, den Luftwiderstand auzunützen. Sie haben im allgemeinen dieselbe Bedeutung wie die Flügel. Die übrigen, schiefen Flächen des Dreieckkastens haben weniger die Aufgabe, den Widerstand der Luft in Bewegung umzusetzen, wie dies bei den Flügelflächen der Fall ist, ihre Aufgabe ist vielmehr, dem Flieger gleichsam als Steuer zu dienen und ihm eine gewisse Stabilität (Standfestigkeit) zu verleihen.

Wenn wir den Flieger im Fluge sehen, so wirken zwei Kräfte auf ihn ein, einesteils der Luftdruck, andernteils der Zug der Führschnur. Doch der Flieger folgt nicht diesen beiden Kräften, sondern schlägt einen Mittelweg ein (Kräfteparallelogramm!).

Zum Fluge unseres Aëroplandrachens ist die Windstärke 3 oder 4 notwendig. Windstärke 3 bezeichnet mäßigen Wind, der die Zweige der Bäume bewegt, Windstärke 4 den starken Wind, der die Baumäste in Bewegung versetzt.

Nachbemerkungen.

Zum Schlusse noch einige kurze Bemerkungen. Wie euch ja allen ninreichend bekannt ist, werden die Luftfahrzeuge auch benannt. Warum sollten auch wir nicht unserem Aëroplandrachen einen Namen geben?

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Also Kohle oder Farbpinsel zur Hand und mit festem Zuge einen Namen draufgesetzt; am besten auf der unteren Seite eines Flügels oder an einer Seitenfläche, auch könnt ihr z. B. an der vorderen Seitenfläche beginnen und einfach auf der hinteren fortsetzen. Der Name einer Stadt, eines Landes, eines Vogels, eines Aviatikers usw. kann unseren Flieger zieren. So z. B. "Württemberg", "Wien", "Adler" usf..

Zum Aufrollen der Führschnur ist ein Haspel von großem Vorteile. Was ein Haspel ist, wißt ihr aus der Naturlehre. Er ist eine einfache Maschine. Die Anfertigung eines solchen Haspels ist nicht sehr schwer. Zur Herstellung des Haspels eigent sich eine gebrauchte, nicht allzugroße Konservenbüchse, die mit einem Deckel versehen ist. Die Büchse wird in ihrer Mitte durchbohrt, ebenso der Deckel. Auch wird die Schmalseite der Büchse in der Mitte von innen heraus mit einem starken nagel durchschlagen. Durch dieses hervorgebrachte Loch soll die Führschnur laufen. Hierauf schneide man sich zwei kreisrunde, gleich große Pappendeckelscheiben, die einen etwas kleineren Umfang als die Konservenbüchse haben müssen. Ferner schneidet man sich ein kreisrundes Holzstück (siehe Figuren 23 und 24!), das zum Aufwickeln der Führschnur dienen wird. Dieses kreisrunde Holzstück wird in der Mitte durchlocht, so auch die beiden Pappendeckelscheiben an das Holzstück geleimt, auf jeder Seite eine, und durch kleine, zweckdienliche Drahtstifte noch besonders befestigt, so daß nun diese drei Teile ein unverrückbares Ganzes bilden. Ein festes Eisenstäbchen wird entsprechend, wie unser Bild (Figur 23) zeigt, mehrmals umgebogen und in die Öffnung in der Mitte der Pappendeckelscheiben

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und des Holzstückes fest gekeilt, derart, daß ein Dregen des Eisenstäbchens ohne Holzstück und Pappendeckelscheieb ausgeschlossen ist. Das Ganze findet dann Aufnahme in der Büchse. Der in der Mitte vorstehende Teil der Achse, wie wir jetzt das Eisenstäbchen nennen können, wird, um ein Durchziehen der Achse zu verhindern, mit einer Drahtzange umgebogen. Zuvor wird die Führschnur fest an das kreisrunde Holzstück gebunden, aufgerollt und das Ende durch die Öffnung in der Schmalseite der Büchse gezogen.

Solltest du jedoch keine ensprechende Büchse mit Deckel erhalten können, so verwende auch eine ohne solchen. Doch dann muß der Spengeler vorne an die Büchse einen Blechstreifen löten, der den fehlenden Deckel zu ersetzen hat. Siehe Firgur 24!

Die Führschnur kann mit einem kleinen Karabiner ausgerüstet werden. Dies hat den Vorteil, daß die Schnur beim Zusammenlegen des Drachens rasch von der Fesselung abgenommen werden kann. Zum Einhaken des Karabiners binde man sich eine Schleife, aus der Schnur gebildet. Unser 2. Flieger ist mit einem solchen versehen: Tafel 2!

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Wer Lust und Geschicklichkeit hat, der kann sich auch nach einem größeren Aëroplandrachen bauen, So kann er denselben, z. B. um die Hälfte größer herstellen. Die zu verwendenden Holzstäbchen müssten nicht nur um die Hälfte länger, sondern auch um die Hälfte stärker sein. Ebenso wären bei allen Stofflächen Länge und Breite um ihre Hälfte zu vermehren. Die Größe des ganzen Fliegers entsprechend hätte auch der Propeller eine größere Gestalt zu bekommen.

Bau eines Zweidecker-Aëroplandrachens

Einleitung

Unser nun erprobter Aëroplandrachen kann leicht zu einem Zweidecker-Aëroplandrachen ausgebaut werden. Zweidecker? Zweidecker wird er deshalb genannt, weil er im Gegensatz zu den bereits angefertigten Flieger, nicht von einer Fläche, sondern von zwei übereinanderliegenden parallelen Flächen getragen wird. Siehe seite 24 Bild B. Wie der Bau dieses Zweideckers zu geschehen hat, soll jetzt in Kürze dargetan werden. Unsere Aufgabe wird nun die sein, eine zweite Stoffläche herzustellen und diese mit dem schon gebauten Flieger in Verbindung zu bringen.

Herstellung der Stäbe

Zur Verwendung kommen 2 gleich lange, 95 cm messende Rohrstäbe, in der Stärke wie bereits beim Baue des Aëroplandrachens verwendeten. Sind diese etwas schwächer, so kann dies nur in diesem Falle von Vorteil sein. Die Mitte eines jeden Rohrstabes wird mit einem Einschnitte versehen. Siehe Figur 25!

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Der Einschnitt ist 1 cm breit und reicht bis zur Hälfte des Stabes. Der Einschnitt muß genau in der Mite sein; er dient zur späteren befestigung dieser Rohrstäbe. Zu beiden Seiten des Einschnittes lasse man noch ca. 1 cm Rohr stehen und schneide hierauf die Längshälfte des Stabes ab. Elastizität der Stäbe ist Bedingung.

Ferner sind vier, 35 cm lange, astfreie Fichtenholzstäbchen erforderlich. Sie sind vierkantig und 7 mm stark. Diese Stäbchen mögen abgerundet werden, was eine Gewichtsherabsetzung zur Folge hat. Die Enden müssen aber kantig bleiben.

In das eine Ende jeden Stabes wird ein 3 cm langer Drahtstift vorsichtig 1 cm tief eingeschlagen. Figur 26. Gehe dabei behutsam zu Werke, daß der Stab nicht etwa sich spaltet. Der Drahtstift hat ebenfalls Befestigungszweck.

An das andere Ende wird ein 2½ cm langes, 7 mm breites Lederstreifchen derart angenagelt, daß die eine Hälfte des Streifchens noch frei ist. Figur 27.

Mit dem freien Ende des Lederstreifchens werden die Stäbe an den Rohrstäben befestigt. Daß Lederstreifchen zur Anwendung kommen, hat zum Zwecke, eine gelenkige Verbindung hervorzurufen.

Zuletzt ergibt sich die Notwendigkeit von 2 gleich langen Fichtenholzstäbchen, die diesmal eine Länge von ca. 28 cm haben. Beschaffenheit ist dieselbe wie bei den bereits zur Anwendung gebrachten. Es sind dies wieder Spreizstreben. Was darunter zu verstehen ist und welchen Zweck diese Streben haben, wissen wir noch vom Baue des Aëroplandrachens her. An einem Ende werden, wie bei den damals verwendeten Streben, Rohrstücke beiderseitig aufgeleimt und mit Blumen-

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bindedraht umwickelt. Siehe Figur 16! Das andere Ende hat noch frei zu bleiben, da es vorerst noch genau eingepaßt werden muß. Eine etwaige Abrundung dieser Stäbe kann nur von Vorteil sein. Warum?

Die Stoffläche

Die beiden Rohrstäbe werden mit einer Stoffläche verbunden.

Figur 28 gibt den Umriß und die Größe des zu verwendenden Stoffes. Länge 95 cm, Breite 26 cm. Die punktierte Linie bedeutet die Saumnaht. Aufzeichnen des Umrisses auf den Stoff, Ausschneiden und Einsäumen. Dieser Stoff wird hierauf auf einen Rohrstab - selbstverständlich auf der Flachseite - mit kleinen Stiften in Abständen von 15 cm. Im ganzen werden also der Länge des Stabes entsprechend bloß 7 Stifte eingeschlagen. Damit sich der Stoff nicht etwa durchzureißen vermag, verwendet man kleine Pappendeckelscheibchen als Unterlage. Diese größeren Abstände haben ihren guten Zweck. Beim Fluge nämlich wird diese Stoffläche tüchtig vom Winde bestrichen und der Luftstrom kann durch die infolge der größeren Abstände entstehenden Öffnungen abgleiten, wodurch die Hebung und Bewegung des Fliegers gefördert wird.

Alsdann nehmet die vier gleichen Holzstäbchen zur Hand, setzet die mit Lederstreifchen versehenen Enden auf die Flachseite des Rohrstabes, so, daß der Rohrstab mit dem Holzstäbchen einen rechten Winkel bildet und vom Ende des Stoffes 2 cm entfernt ist. Figur 29. Das freie Lederstück wird mit kleinen Stiften einfach auf den Rohrstab genagelt, das Holzstäbchen ist auf diese Weise gelenkig mit dem Rohr-

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